Die Caritas ist der Wohlfahrtsverband der römisch-katholischen Kirche. Caritas kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt: Nächstenliebe. Die Geschichte des Caritasheimes beginnt 1925.
Die Ordensgemeinschaft der Karmelitinnen mit Sitz in Holland hatte beschlossen, in Engelsdorf ein Heim für heimatlose Kinder zu errichten. Karmeliten sind die Mitglieder des römisch-katholischen „Ordens der Brüder der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“, der um das Jahr 1150 am Karmelgebirge im heutigen Israel gegründet wurde und der Tradition des EremitentumsDas Eremitentum gehört zu den ältesten Formen gottgeweihten Lebens und ist zugleich die früheste Form des christlichen Mönchtums in Europa. In der Regel des heiligen Benedikt (6. Jh.) wird der Eremit als eine der vier Arten von Mönchen angeführt. entspringt. Die Mitglieder des in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gegründeten weiblichen Ordenszweiges werden Karmelitinnen genannt.
Architekt Wilhelm Günther übernahm den Entwurf und die Bauausführung. Ein Grundstück in der Althener Straße war auch vorhanden. Am 18.01.1930 erfolgte die Grundsteinlegung, am 10.Mai 1930 war Richtfest, am 22. September 1931 die Einweihung.
Die Ordensfrauen hatten mit den ca. 5000m² Land noch weitere Pläne. Eine Kleinsiedlung für kinderreiche Arbeiterfamilien sollte entstehen. Kurz vor der Vollendung des Hauses kam es zu Krisenerscheinungen in der Wirtschaft und die Geldquellen versiegten. Es drohte die Einstellung der Bauarbeiten. Herr Wilhelm hatte ein gutes Herz und setzte eigene Mittel für die Fertigstellung des Gebäudes ein. Dabei war es schon eine Besonderheit in einem mehrheitlich protestantischen Ort, eine katholische Einrichtung dieser Größe zu errichten. Deswegen regte sich auch handfester Widerstand. Die Kommunisten – damals in deutlicher Minderheit – mussten sich oft mit dem nächtlichen Parolenschreiben an frisch gemauerte Wände begnügen oder verteilten entsprechende Flugblätter. Am 18.9.1931 schrieben sie in großen Lettern an die Straßenmauer, die entlang der Althener Straße noch heute existiert: „Heraus aus der Kirche Schafft Arbeiterwohnungen“. Auf wenig Gegenliebe stießen die Grafittis bei den Engelsdorfer Bürgern. Die allgemeine Ansicht der meisten Bürger war aber, dass zu jener Zeit gerade in Engelsdorf jede Menge Arbeiterwohnungen geschaffen wurden.
Der Schwesternorden war Herrn Günther wegen seiner Rettungstat zu großem Dank verpflichtet. Nach dem letzten Weltkrieg zahlte der Orden seine Schulden zurück. Natürlich in Westmark. Allerdings bekam Familie Günther das Geld nur in DDR-Mark ausgehändigt und zwar zum Kurs von 1:1.
Als die Ordensschwestern Anfang der 70er Jahre das Kinderheim dem Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen e.V. in Verantwortung gegeben haben, hat der Caritasverband dieses Gebäude bis unter das Dach weitergenutzt und dort das bekannte Altenheim entstehen lassen und die bestehende Kindertagesstätte und das Kinderheim weiter betrieben. Weiterhin gab es eine Aspirantur für angehende Erzieherinnen in dem Gebäude. Das Kinderheim wurde mit der Zeit kleiner, da der „fürsorgliche” DDR-Staat Kinder der Gesellschaft lieber linientreu selbst erziehen wollte. Das Kinderheim ist dann 1995 in das neu entstandene Caritas-Kinderdorf Markkleeberg umgezogen und dort integriert worden.
81 Jahre karitative Arbeit in Engelsdorf
Anfang März 1929
Kontaktaufnahme zwischen der Generaloberin der Karmeliterinnen Anna Maria Tauscher
Am 19. Juni 1855 in Sandow, Mark Brandenburg (heute Polen), als Tochter eines protestantischen Pastorsgeboren, setzte sie sich schon als
Jugendliche kritisch mit Glaubensfragen auseinander und konvertierte 1888 zum katholischenGlauben, was zum Bruch mit ihrer
Familie führte. In der großen spanischen Mystikerin Teresa von Jesus entdeckte sie das Vorbild ihres geistlichen Weges. Angerührt von der Not
vieler Kinder, eröffnete sie 1891 in Berlin (Pappelallee) ein Kinderheim. 1904 erhielt nach vielen Schwierigkeiten ihre kontemplativ-
apostolische Gemeinschaft innerhalb des Karmelitenordens die kirchliche Anerkennung mit dem Namen „Karmelitinnen
vom göttlichen Herzen Jesu“. In Sittard/Niederlande starb sie am 20. September 1938, wohin das Mutterhaus ihrer
Kongregation verlegt worden war. 2006 erfolgte ihre Seligsprechung
in Roermond/Niederlande.
und Pfarrer Erdel von der Kirchgemeinde St.Laurentius Leipzig/Reudnitz zum Erwerb eines Grundstücks,
09.03.1929
Baumeister Günther traf das erste Mal Anna Maria Tauscher in Sittard/Holland. Dort befindet sich das Mutterhaus,
31.05.1929
Kauf eines Grundstücks in der Engelsdorf an der Althener Straße 16,
04.11.1929
letzter Besuch von Herrn Günther in Sittard, die weiteren Absprachen erfolgten schriftlich,
Anna Maria Tauscher war nie in Engelsdorf,
18.01.1930
Grundsteinlegung
01.09.1930
Einzug der ersten Schwestern
22.09.1931
Einweihung des Kinderheims „St.Gertrud“ Engelsdorf mit einer Kapazität von 100 Plätzen
sowie des Kindergartens mit 60 Plätzen
1937
erfolgte die Erhebung zur Pfarrkirche - die Kapelle des Kinderheims war das Zentrum der
der Engelsdorfer katholischen Kirchgemeinde
04.03.1941
Bescheid vom
NSV
Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV)
Im Zuge der Gleichschaltung mit dem Verbot der Arbeiterwohlfahrt trat die NSV als Staatsorganisation und Verein neben die sieben verbliebenen Wohlfahrtsorganisationen
Zwar gelang der NSV trotz des Verbotes der Arbeiterwohlfahrt nicht die Monopolisierung der gesamten freien Wohlfahrt, jedoch wurden ursprünglich führende Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK),die evangelische Diakonie oder die katholische Caritas zurückgedrängt.
Räumung des Hauses bis 16.03.1941,
Protest der Kirche,die Schwestern können bleiben, die Kinder kommen in katholische Familien
26.02.1942
Die Wehrmacht zog ein (Teillazarett des Klinikums St.Georg),
die Schwestern pflegen Verwundete
16.04.1945
Einmarsch der Amerikaner; nach deren Abzug übernahmen die Russen die Verwaltung;
die Schwestern können bleiben
09.07.1945
Wiedereröffnung des Kinderheims
1970
die Kinderzahl verringert sich (30 Kinder),
der Karmel in der DDR bekam kaum neue Ordensschwestern
05.07.1970
Übergab der Karmel des göttlichen Herzen Jesu das Kinderheim an die Diözesancaritas
Dresden
20.08.1970
Verließen die ehrwürdigen Schwestern nach 33 Jahren Engelsdorf
Die katholische Gemeinde wird selbständige Pfarrei St.Gertrud
Ende 1972
Caritas richtet eine Etage für ein Altersheim und eine Aspirantur ein
September 1975
Erneuter Rückgang der Kinderzahl, Umprofilierung zu Gunsten von Altersheimplätzen (45 Bewohner)
Oktober 1978
Fertigstellung zweier großer Bauabschnitte (Personen- und Speiseaufzug)
26.09.1981
Jubiläum 50 Jahre Kinderheim „St.Gertrud“ Engelsdorf
1986
Einweihung der neuen katholischen Kirche in der Hauptstraße
1989
Friedliche Revolution, Untergang der DDR
1991
Umsetzung der gültigen baulichen Verordnung für Heime: Schließung oder Neubau
-Caritasverband beschloss den Neubau eines Altenpflegeheims auf dem Gelände
-Auflösung der Aspirantur
-Neubau einer Kindertagesstätte
1995
zog das kleine „Kinderheim“ mit 6 Kindern nach Markkleeberg
September 1995
Beginn der Bauarbeiten für das neue Altenpflegeheim nach 2 ½ Jahren Vorbereitungszeit
30.01.1996
Grundsteinlegung für das neue Caritas Altenpflegeheim (90 Plätze)
03.02.1997
45 Bewohner aus dem ehemaligen Kinderheim ziehen ins neue Domizil
11.04.1997
Kapellen- und Hausweihe des neuen Caritas-Altenpflegeheims
März 1998
Gemeinde Engelsdorf wir neuer Erbpächterdes ehemaligen Kinderheims
Vision: eine Außenstelle des Gymnasiums, Einrichtung einer 2.Grundschule
und 2. Aula für örtliche Festlichkeiten
01.01.1999
Eingemeindung Engelsdorfs nach Leipzig
26.04.2002
Grundsteinlegung der neuen Caritas-Kindertagesstätte mit 84 Plätzen (66 für Kindergartenkinder, 18 Krippenplätze, 6 Plätze für Kinder mit Behinderungen integriert)
23. 01.2003
Einweihung der neuen Kindertagesstätte „St.Gertrud“
Gegenwärtig:
Das Gymnasium Engelsdorf sowie die Familienberatungsstelle Wegweiser e.V.
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