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Engelsdorf bei Leipzig war das größte jemals in Deutschland zwangseingemeindete Dorf. Die Nähe zu Leipzig und der dort vorhandene kommunalpolitische Selbstanspruch, der andauernden Massenabwanderung des Volkes durch Zwangseingemeindungen entgegenzuwirken, wurde Engelsdorf zum Verhängnis. In unserer jetzigen Zeit bringt eine Eingemeindung tiefe Wunden mit sich. Die Selbstbestimmung wird beendet, öffentliche Aufgaben werden von ortsfremden Personen ausgeführt, Wege werden länger, Ereignisse werden vergessen, Straßen umbenannt. Es kam also nicht von ungefähr, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung gegen die Eingemeindung der Engelsdorfer Ortschaften nach Leipzig wehrte. Immerhin gab es eine fast 800-jährige Selbständigkeit, die über Nacht beseitigt wurde. (Aus Tino Hemmans Buch „Engelsdorf bleibt“).
Seit 1999 ein Stadtteil von Leipzig, liegt Engelsdorf etwa 7 km vom Stadtzentrum Leipzigs in östlicher Richtung. Es besteht im Grunde aus 2 Angerdörfern, die sich 1923 zusammenschlossen: Sommerfeld und Engelsdorf. Damals entging man einer Eingemeindung nach Leipzig. 1994 und 1995 wurden die Orte Althen, Baalsdorf, Kleinpösna und Hirschfeld nach Engelsdorf eingemeindet. Am 1.Januar 1999 war Engelsdorf dann ein Stadtteil von Leipzig- die kommunale Eigenständigkeit war beendet. Engelsdorf war zwangseingemeindet.
Am 02.09.1997 bestätigte die Sächsische Staatsregierung einen Gesetz-Entwurf des Sächsischen Staatsministeriums des Inneren zur Gebietsreform. Nach Beschlussfassung durch den Sächsischen Landtag sollen die Stadt Markkleeberg mit den Orten Gautzsch, Oetzsch, Raschwitz, Zöbigker, Groß- und Kleinstädteln, Crostewitz, Cröbern, Gaschwitz, Wachau und Auenhain, die Gemeinden Miltitz Böhlitz-Ehrenberg (mit Gundorf), Lützschena-Stahmeln mit den Orten Quasnitz und Hänichen, Lindenthal mit Breitenfeld, Wiederitzsch, Mölkau mit Zweinaundorf) Engelsdorf mit Sommerfeld, Althen, Baalsdorf, Hirschfeld und Kleinpösna, Holzhausen mit Zuckelhausen und Liebertwolkwitz sowie Teile der Gemeinden Kulkwitz Knautnaundorf, Rehbach, Gemarkung Bösdorf sowie ein Teil der Gemarkung Eythra), Bienitz Rückmarsdorf und Burghausen, Radefeld-südlich der Autobahn 14 und Podelwitz-südlich der Bundesstraße 184 zum 01.01.1999 in die Stadt Leipzig eingemeindet werden. Dieser Gesetzentwurf wurde am 23.07.1998 vom Sächsischen Landtag als »Gesetz zur Regelung der Stadt-Umland-Verhältnisse im Bereich der Kreisfreien Stadt Leipzig« (Stadt-Umland-Gesetz Leipzig) beschlossen und rechtskräftig, am 24.08.1998 ausgefertigt und am 09.09.1998 im Sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt (Nr. 17/1998, S. 475-479) veröffentlicht. Gegen das Gesetz richteten einige der betroffenen Gemeinden eine Klage an das Sächsische Verfassungsgericht. Am 18.06.1999 verkündete das Gericht das Urteil bezüglich der Klage: Während Engelsdorf, Holzhausen, Liebertwolkwitz und Mölkau rechtskräftig zum 01.01.1999 eingemeindet wurden, behält die Stadt Markkleeberg ihre Selbstständigkeit. Der Widerspruch der Gemeinde Bienitz gegen das Gesetz wurde vom Sächsischen Verfassungsgerichtshof am 09.07.1999 zurückgewiesen; damit wurden die Gemarkungen Burghausen und Rückmarsdorf am 01.01.2000 in die Stadt Leipzig eingemeindet.Quelle:Andre Loh-Kliesch, Leipzig Wiki
Trotz mehrmaligen Bürgervotums, das sich gegen die Eingemeindung aussprach,
wurde sie, auf Grund finanzieller Interessen, durchgezogen:
-1991 sprachen sich bei einem ersten Bürgerentscheid 96,4 % der Einwohner der Gemeinde Engelsdorf für die Selbstständigkeit ihres Ortes aus.
-Am 22.Oktober 1995 stimmten 94,8%
gegen das Aufgeben der Selbstständigkeit der Gemeinde Engelsdorf.
Am 23.07.1998 beschloß der Landtag
die Eingemeindung von Engelsdorf nach Leipzig.Demokratie? Für wen Demokratie?
Auch wenn Engelsdorf, politisch gesehen, inzwischen nur ein Anhängsel von Leipzig ist, die 800-jährige Historie
unserer Gemeinde lässt sich nicht unter den Leipziger Teppich kehren. Arbeiten wir daran die Erinnerung
an Engelsdorf wach zu halten.